Da sitzt sie und blickt – in Form ihres Fotoporträts – die Besucher*innen geradewegs an. Ihr rundes Gesicht wird von weisser Spitze auf Haube und Kragen gesäumt. Das gestreifte Kleid wallt sich gegen unten hin. Die weissen Ärmelenden ziehen unsere Blicke genauso auf sich, wie der geheimnisvolle Zettel, den sie in der rechten Hand hält.
Das Fotoporträt von Katharina Morel (1790 – 1876) ist in der Dauerausstellung des Historischen Museum Luzern zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Albuminabzug (ein mit Eiweiss beschichtetes Fotopapier), welcher ungefähr auf das Jahr 1870 datiert werden kann.
Katharina Kaufmann wächst als Wirtstochter in Luzern auf. Ihre Eltern betreiben die Wirtschaft «Weisses Kreuz», in welcher Katharina bereits als Achtjährige tatkräftig mithilft. 1812 zieht sie mit ihrem ersten Gatten in den Russlandfeldzug und erlebt Krieg, Krankheit und Kälte. Wieder zu Hause betreiben Katharina und Heinrich Peyer gemeinsam verschiedene Wirtschaften. Nach dem Tod ihres Gatten heiratet sie den Tuchhändler Joseph Morel. Katharina wird zur Geschäftsfrau. Als auch ihr zweiter Ehemann unerwartet verstirbt, beweist Katharina ihre Selbständigkeit. Sie engagiert sich politisch und mausert sich zu einer «Pfefferfrau», die sich für die Freilassung des liberalen Freischarenführers Jakob Robert Steiger einsetzt. Im Alter von 86 Jahren stirbt sie an einer Lungenentzündung.
Trouvaillen aus den Luzerner Museen, Historisches Museum, 09.09.2020
Autorin: Marisa Sigrist, Historisches Museum Luzern
Foto: © Historisches Museum Luzern